„Du bist so schön braun geworden-warst du im Urlaub?“ So ein Kompliment würde man im Land der aufgehenden Sonne nie hören. Mit dem westlichen Schönheitsideal des durchtrainierten, gebräunten Beachgirls mit sonnengebleichtem Haar kann man in Asien nicht viel anfangen. Hier gelten ganz andere Kriterien, ob man schön ist oder nicht. Und dafür greifen Männer und Frauen zu drastischen Maßnahmen.
Großmutter, wieso hast du so große Augen?
In Österreich spricht man von einem Trend zur ästhetischen Chirurgie. In Ostasien hingegen sind diese Praktiken schon längst zur Norm geworden und in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Westliches Aussehen ist hier das Ideal, und um dieses zu erreichen setzt man im Reich der Mitte auf plastische Chirurgie. Augen gelten hier als Spiegel der Seele-das zeigt sich auch daran, dass asiatische Smileys die gewünschte Emotion anhand der Augen ausdrücken, während diese Aufgabe bei uns der Mund übernimmt. Ein Beispiel gefällig? Anstelle unseres klassischen, lachenden :) Smileys nutzten die Japaner diesen: (^_^). Da ist es nicht verwunderlich, dass der mit Abstand häufigste Schönheitseingriff die Augenvergrößerung ist. Bereits im Teenageralter bekommen junge Mädchen so eine OP „geschenkt“, um ihre Chancen am Arbeits-und Heiratsmarkt zu erhöhen. Laut der internationalen Gesellschaft für plastische Chirurgie hat in Südkorea mittlerweile jede fünfte Frau diesen Eingriff hinter sich.
Haut so weiß wie Schnee
Während wir Österreicher wahre Sonnenanbeter sind und jede noch so zarte Märzsonne nutzen, um unsere kurze Kleidung herauszuholen und uns zu bräunen, meiden Asiaten die Sonne so gut wie nur möglich. Gebräunte Haut wird hier mit Bauern sowie Feldarbeitern assoziiert und ein weißer Porzellanteint á la Schneewittchen angestrebt, um sich von der „niedrigen“ Bevölkerung abzugrenzen. Greifen Europäer vor einem gesellschaftlichen Event zu Selbstbräuner oder Solarium, wird man diese Angebote in Asien vergeblich suchen: An ihrer Stelle findet man in den dortigen Drogerien Bleichungscremen in allen erdenklichen Varianten. Zusätzlich schützt die asiatische Bevölkerung ihre Haut durch Sonnenschirme und Hüte vor der UV-Strahlung. Diese Praxis hat einen entscheidenden Vorteil: UV-Strahlen sind eine der Hauptursachen für Hautalterung. Durch das große Bewusstsein für Sonnenschutz bleibt die Haut vieler Asiaten länger faltenfrei als die der Europäer.
Körperkult 2.0
Österreich ist momentan fest in der Hand eines Fitness Booms: Mitgliedschaften in Fitnessstudios haben ein Allzeithoch erreicht und auf gefühlt jeder größeren Straße kommt einem ein Jogger entgegen. Nicht so in Asien: Hier herrscht keine ausgeprägte Sportkultur wie in Europa vor und Muskeln gelten nicht als erstrebenswert. Stattdessen gilt hier für beide Geschlechter der Grundsatz: „Je dünner desto besser.“ Wir nehmen vielfach an, dass Asiaten genetisch bedingt einfach natürlich dünn(er) sind. De facto ist es dort allerdings nicht ungewöhnlich, dass Eltern die Nahrungsaufnahme ihrer Kinder einschränken, damit sie „schön dünn“ bleiben. Auch in der Öffentlichkeit ist so eine Behandlung kein Tabuthema: Passt man in keine der (viel kleineren) Kleidergrößen, so kann es schon einmal vorkommen, dass einen die Verkäuferin als „zu dick“ bezeichnet.
Es lässt sich nicht sagen, ob eines der Schönheitsideale „besser“ oder „schlechter“ ist als das andere- sie sind einfach grundverschieden. Dennoch ermöglicht einem so ein Blick hinüber auf die andere Seite der Welt, unseren Schönheitskult zu hinterfragen. Unsere Ideale sind, auch dank der Industrie, konstant im Wandel und Perfektion ist sowieso nicht erreichbar. Wieso also dem Trend hinterherlaufen wenn man sich auch mit den eigenen Vorzügen anfreunden kann?
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