Werbung für ungesundes Junkfood

Lebensmittelkonzerne wie Coca-Cola, McDonald‘s und Mondelez nutzen bekannte Social-Media-Stars, um zuckersüße Getränke, fettige Snacks und Süßigkeiten gezielt an Kinder zu vermarkten. 

(17.02.2021) – Das ist das Ergebnis einer umfassenden Recherche der Konsument*innenschutzorganisation foodwatch. Junge Influencer*innen bewerben Junkfood und Süßigkeiten auf YouTube, TikTok oder Instagram – und erreichen damit Millionen junger und sehr junger Fans. 

Influencer*innen genießen häufig hohes Vertrauen ihrer Fans

Die Influencer*innen genießen häufig sehr viel Vertrauen und hohe Glaubwürdigkeit oder werden sogar von ihren Fans als Freund*innen wahrgenommen. „Diesen Einfluss machen sich Lebensmittelunternehmen zunutze, um für ihre süßen Limonaden, Torten und Schokoriegel zu werben“, sagt Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich.

"Die Industrie agiert mit dem Online-Marketing an der elterlichen Aufsicht vorbei. Sie gelangt somit direkt ins Kinderzimmer und auf die Handys von Kindern und Jugendlichen und untergräbt so die Bemühungen von Eltern, ihre Kinder für gesunde Lebensmittel zu begeistern”, gibt Lisa Kernegger, Leiterin von foodwatch Österreich zu bedenken. Scheinbar mit Erfolg: Kinder in Österreich geben ihr Taschengeld gerne für Essen, Fast Food und Süßigkeiten aus, wie eine Studie der Universität Wien mit der Münze Österreich 2018 ergab. 

YouTube-Stars bewerben Süßes an extrem junge Zielgruppe

Für die Recherche hat foodwatch im Jahr 2020 über einen Zeitraum mehrerer Wochen tausende Posts, Storys und Videos bekannter Social-Media-Stars untersucht und zahlreiche Belege für entsprechende Werbung dokumentiert. Unter den untersuchten Influencer*innen befinden sich auch die beiden Österreicherinnen Viktoria und Sarina. 

Sie zählen zu den heimischen YouTuber*innen mit den meisten Abonnent*innen. Sie verzieren eine Coppenrath & Wiese-Torte mit noch mehr Süßigkeiten oder präsentieren nach ihnen benannten „Keksteig zum Löffeln“. Manches ist als Werbung gekennzeichnet, anderes jedoch nicht. Kinder können zudem noch nicht oder nur schwer erkennen, dass Werbung darauf abzielt, ihr Konsumverhalten zu beeinflussen.  

Gesetzliche Regulative nicht ausreichend 

Rechtlich sind den Unternehmen wenig Grenzen gesetzt, wenn sie mit Influencer*innen Lebensmittel an Minderjährige bewerben wollen. Im Gegensatz zu Ländern wie Norwegen, Schweden oder Großbritannien gibt es in Österreich nach wie vor keine direkten gesetzlichen Verbote oder Einschränkungen von Kindermarketing für unausgewogene Lebensmittel. 

Das Ziel sollte sein, die Einwirkung von Werbung für Lebensmittel und Getränke, die einen hohen Gehalt an Salz, Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren oder Transfettsäuren aufweisen, auf Kinder wirkungsvoll zu reduzieren. 

Doch die seit Jahresanfang geltenden neuen Werberegeln für Rundfunkveranstalter*innen und Mediendiensteanbieter*innen, darunter fallen auch YouTuber*innen, im Audiovisuelle Mediendiensteanbieter-Gesetz und im ORF-Gesetz setzen auf Selbstregulierung statt auf konkrete gesetzliche Beschränkungen. 

Die neuen Vorschriften verlangen lediglich, dass sich Mediendiensteanbieter*innen selbst Richtlinien auferlegen müssen, welche Bewerbung von unausgewogenen Lebensmitteln im Umfeld von Kindersendungen sie für unangebracht befinden. „Als Gesetzgeber Unternehmen vorzugeben, sich selbst die Regeln zu schreiben, ist an Absurdität wirklich kaum zu übertreffen. 

Das ist bei einem so wichtigen Thema, bei dem es um die Gesundheit der Kinder geht, einfach viel zu wenig“, stellt Heidi Porstner fest: „Es braucht dringend eine gesetzliche Beschränkung des Kindermarketings, die sich streng an den Nährwertempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO orientiert“, sagt die foodwatch Österreich-Leiterin. Die WHO hat bereits im Jahr 2015 ein Nährwertprofil für Kinder ausgearbeitet, auf dessen Basis Marketingbeschränkungen eingeführt werden sollen.

Jedes dritte Kind in Österreich ist übergewichtig oder adipös

Im Schnitt ist etwa jeder dritte Bub und jedes vierte Mädchen in Österreich im Alter von 8 Jahren übergewichtig oder adipös. Das geht aus der im November 2017 veröffentlichten „COSI - („Childhood Obesity Surveillance Initiative“) Studie der WHO hervor, an der Österreich 2017 zum ersten Mal teilnahm. Übergewicht im Kindes- und Jugendalter erhöht das allgemeine Risiko, an Adipositas und anderen Stoffwechselerkrankungen im Erwachsenenalter zu erkranken.

„Daher ist ein gesetzliches Werbeverbote für unausgewogene Lebensmittel zum Schutz der Kinder dringend nötig“, betonen die beiden Leiterinnen von foodwatch Österreich, Lisa Kernegger und Heidi Porstner.  

Hier gibt es den Report zum Nachlesen.

Foto: Shutterstock/Albina Gavrilovic

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