Therapie bei Kurzdarmsyndrom

Zwei bis drei von 100.000 Menschen in Österreich leiden als Folge ausgedehnter Darmresektionen an einem Kurzdarmsyndrom mit chronischem Darmversagen (KDS-DV). Flüssigkeit und Nährstoffe können dabei nur noch unzureichend aufgenommen werden und eine parenterale Ernährung (PE) – die künstliche Ernährung über einen venösen Zugang – wird häufig erforderlich. Diese kann sehr belastend und mit schwerwiegenden Gesundheitsrisiken verbunden sein. Ein Hauptziel der Kurzdarmsyndrom-Therapie besteht daher darin, die parenterale Ernährung möglichst zu verringern oder sogar dauerhaft abzusetzen. Mithilfe eines Medikaments mit bisher einzigartiger Wirkweise kann dieses Ziel eher erreicht und somit die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.
 
Kurzdarmsyndrom – was ist das?
 
Das Kurzdarmsyndrom mit chronischem Darmversagen (KDS-DV) ist ein komplexes und schwerwiegendes Krankheitsbild mit einer geschätzten Prävalenz von 2-3/100.000 Personen. Es handelt sich dabei um die Folgeerscheinung von ausgedehnten Darm­resektionen. Ein derartiger Eingriff kann aufgrund angeborener Anomalien, schwerer entzündlicher Darmerkrankungen wie z.B. Morbus Crohn oder anderer Ursachen wie Verletzungen oder Tumoren notwendig sein. In der Folge kommt es zu einer stark eingeschränkten Aufnahmekapazität des Darms – die Versorgung des Körpers mit lebenswichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Vitaminen, Mikronährstoffen sowie Flüssigkeit ist durch eine konventionelle Diät oft nicht mehr möglich. Daher sind Patienten häufig nach einer Darmresektion auf eine parenterale Ernährungstherapie und/oder Flüssigkeitssubstitution über einen Zugang in die Vene (z.B. Portkatheter) angewiesen. 
 
Zahlreiche potenzielle Komplikationen
 
Durch das Kurzdarmsyndrom mit chronischem Darmversagen können Komplikationen wie Durchfälle und/oder Fettstühle, Gewichtsabnahme, Anämie, Hypokalzämie, allgemeine Mangelsymptome sowie Gallen- und Nierensteine auftreten. Aber auch die parenterale Ernährungstherapie kann schwere Auswirkungen auf den Alltag, die Lebensqualität und die Gesundheit haben. Als häufigste Ursachen für PE-bedingte Krankenhausaufenthalte gelten Katheter-assoziierte Sepsis, Stoffwechselstörungen und Thrombosen.
 
Zielgerichtetes Medikament kann PE-Bedarf reduzieren
 
Ein wichtiges Therapieziel besteht darin, die parenterale Ernährungstherapie schrittweise zu reduzieren und im Idealfall sogar abzusetzen. Die Erreichung dieses Ziels kann mit einer kausalen medikamentösen Behandlung gefördert werden. Die Substanz wirkt ähnlich wie ein natürlich im Darm vorkommendes Hormon (GLP-2) und vergrößert die Darmoberfläche, indem es das Wachstum der Darmzotten anregt und die Darmkrypten vertieft. Dadurch wird die Aufnahmekapazität des Restdarms erhöht und der Bedarf an parenteraler Ernährung reduziert. Viele Patienten können wieder normal essen, verlieren signifikant weniger Flüssigkeit und sind insgesamt flexibler. „Meiner Erfahrung nach wird die Lebensqualität dadurch deutlich verbessert“, berichtet OÄ Priv.-Doz. Dr. Christine Kapral, Interne 4, Ordensklinikum Linz.
 
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Wirksamkeit der Therapie liefert der 38-jährige Oberösterreicher Klemens Mühlböck. Der gelernte Zimmermann und technische Bauzeichner bekam bereits im Alter von 16 Jahren die Diagnose Morbus Crohn. Nach unzähligen Krankenhausaufenthalten, Operationen, Gewichtsverlust bis auf 40 Kilogramm und einer langen Phase mit parenteraler Ernährung kann er jetzt dank der Behandlung ein normales Leben führen. „Ich kann wieder normal essen, sogar im Gasthaus, und auch mein Hobby Motorradfahren wieder uneingeschränkt ausüben“, so Klemens Mühlböck.

Foto: Shutterstock/Basicdog 

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