Gründe für unerfüllten Kinderwunsch

Bis zu 300.000 Frauen in Österreich sind von Endometriose betroffen – dabei ist von einer noch höheren Dunkelziffer auszugehen. 

Gleichzeitig ist Endometriose die zweithäufigste Ursache für weibliche Unfruchtbarkeit. Aufgrund der Diagnosehäufigkeit eröffnete das Kinderwunschzentrum an der Wien das Endometriosezentrum für Kinderwunschpaare, um mit speziell ausgebildeten Experten die bestmögliche Behandlung von betroffenen Frauen mit Kinderwunsch anzubieten. Die zuständige Oberärztin Dr. Schima Djalali-Pregartner appelliert an die Wichtigkeit, die Krankheit frühzeitig zu erkennen.

Rund eine von zehn Österreicherinnen hat Endometriose, eine häufige Erkrankung bei Frauen, die zwischen der Pubertät und den Wechseljahren auftritt. Jedoch wird diese nur bei einem Teil der Betroffenen diagnostiziert.
Hierbei finden sich die Zellen der Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutterhöhle – zum Beispiel im Bereich der Eierstöcke, Eileiter, Harnblase und Darm. Betroffene leiden häufig unter Schmerzen beim Einsetzen der Periode, zum Teil auch beim Geschlechtsverkehr oder Urinieren. 

Darüber hinaus kann Endometriose auch der Auslöser eines unerfüllten Kinderwunsches sein – seit dem 1. März 2023 gibt es mit dem Endometriosezentrum für Kinderwunschpaare in Wien nun eine Anlaufstelle für betroffene Paare.

„Viele Frauen glauben, dass starke Schmerzen bei der Monatsblutung „normal“ sind. Lassen Sie mich gleich vorweg aufklären: Starke Schmerzen bei der Blutung sind nicht die Regel. Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die viele Frauen betrifft. Hier braucht es einfach mehr Aufklärung“, so Dr. Schima Djalali-Pregartner, Oberärztin am Kinderwunschzentrum an der Wien.
Endometriose als eine der häufigsten Ursachen für weibliche Unfruchtbarkeit
Besteht eine Erkrankung mit Endometriose, kann das unterschiedliche Folgen auf den weiblichen Körper haben – die Einschränkung der Fertilität stellt zumeist eine der schwerwiegendsten Auswirkungen da.
Die fehlende oder geringere Fruchtbarkeit von Frauen mit Endometriose kann auf unterschiedliche Problempunkte zurückgeführt werden: Die Eizellen lassen sich schlechter befruchten, die Einnistung des Embryos in der Gebärmutter wird erschwert oder die allgemeine Funktion der Eileiter kann gestört sein. 

Bei einer Diagnose mit Endometriose kann für Frauen mit Kinderwunsch deshalb eine künstliche Befruchtung notwendig sein. In diesem Zusammenhang werden Betroffene in Österreich durch den IVF-Fonds finanziell unterstützt: 70% der Behandlungs- und Medikamentenkosten für die In-Vitro-Fertilisation werden übernommen. 

„Jedoch liegt genau bei der Diagnose das Problem, denn oft bleibt die Krankheit unerkannt. Grund dafür sind unter anderem die unspezifischen Symptome und Ausprägungsformen – Schmerzen werden zumeist nicht mit Endometriose in Verbindung gebracht und bis es zu einer finalen Diagnose kommt, dauert es im Durchschnitt sieben bis neun Jahre[2]“, so Djalali-Pregartner.
Natalia Michalak ist selbst von Endometriose betroffen, sie beschreibt ihren Weg zur Diagnose als beschwerlich: „Bei mir haben die Symptome von Endometriose bereits vor über zehn Jahren begonnen. Die fehlende Diagnose hat mir sogar einen Aufenthalt im Krankenhaus beschert - danach musste ich mich durch sehr viele Ärzte quälen und habe vor rund drei Jahren selbst darauf bestanden, die zur Diagnose nötige Bauchspiegelung zu erhalten. Für mich war die Diagnose letztendlich Glück im Unglück: Denn so konnten meine Schmerzen wenigstens erklärt werden“.
 
Diagnose ermöglicht Frauen das Einfrieren ihrer Eizellen 
Endometriose ist in Österreich ein möglicher Grund, Eizellen einfrieren lassen zu können. Denn in Österreich ist nur ein „Medical Egg-Freezing“ zugelassen. Das bedeutet, dass Frauen ihre Eizellen nur einfrieren lassen dürfen, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht.
Das „Social Egg-Freezing“, bei dem Frauen ihre Eizellen vorsorglich einfrieren lassen können, ist in Österreich nicht erlaubt. Eine diagnostizierte Endometriose Erkrankung kann jedoch eine medizinische Notwendigkeit darstellen und ermöglicht es somit Patientinnen, bereits in jungen Jahren für einen späteren Kinderwunsch Vorsorge zu leisten.
„Aktuell habe ich noch keinen Kinderwunsch, sondern bin eher damit beschäftigt, eine Routine mit meiner Krankheit zu finden. Allerdings beruhigt es mich, zu wissen, dass mir diese Option offensteht. Denn ich finde – wir die von Endometriose betroffenen Frauen – haben schon mit genug Unsicherheiten zu kämpfen. Von Ärzten werden wir oft nicht ernst genommen, für die breite Öffentlichkeit ist unsere Krankheit ein Tabuthema und stellt für uns eine erhebliche Einschränkung im Alltag dar “, so Endometriose Patientin Michalak.
Neues Kompetenzzentrum im Herzen von Wien
Allein in den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil an Frauen, die aufgrund einer Endometriose Erkrankung eine In-vitro-Fertilisation durchgeführt haben, um 10% gestiegen. Damit stellt die Endometriose bereits die zweithäufigste Indikation zur IVF bei der Frau dar.
Allein im Jahr 2022 wurden im Kinderwunschzentrum an der Wien rund 150 Patientinnen mit Endometriose auf ihrer Kinderwunschreise begleitet. Um der steigenden Nachfrage nach einer Behandlung für betroffene Paare mit Kinderwunsch nachkommen und dabei höchste Behandlungsstandards garantieren zu können, wurde am 1. März 2023 durch das Kinderwunschzentrum an der Wien ein eigenes Endometriosezentrum für Kinderwunschpaare gegründet.

Foto: Africa Studio/Shutterstock

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